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Die Benediktiner in Siegburg

Über den ersten Abt, Abt Erpho (-+1076), wissen die Quellen fast nichts zu berichten. Wir wissen, dass er Erzbischof Anno II. in Köln in seiner Sterbestunde beistand und dass er maßgeblich mit dafür kämpfte, daazss Anno seinem Wunsch gemäß, in seiner Lieblingsgründung, der Benendiktinerabtei auf dem Michaelsberg begraben wurde.

Als Abt Erpho 1076 starb, konnte sein Nachfolger, Abt Reginhard, mit einem gut ausgebildeten, rund 40 Mönchen umfassenden Konvent, ein reiches monastisches Leben fortführen. Er setzte erfolgreich das Aufbauwerk seines Vorgängers fort. Der Ruf Siegburgs strahlte weit, so dass andere Klöster aus Siegburg Mönche als Lehrer anforderten. 

Blütezeit im Hochmittelalter

Zu Beginn des 12. Jahrhunderts, unter Abt Cuno I. (1105-1126), erreichte das Kloster St. Michael den Höhepunkt seine Blütezeit. Der Konvent wuchs auf 120 Mitglieder, sieben Propsteien, d.h. große Wirtschafts- und Kirchengüter, sowohl am Rhein, als auch im Bergischen gelegen, sicherten, neben vielen anderen Einkünften, den Wohlstand. Der berühmte Theologe Rupert von Deutz lebte zwei Jahre auf dem Berg und arbeitete an seinen Schriften. Auch Norbert von Xanten, der Gründer der Prämonstratenserordens, weilte als Gast auf dem Berg.

Als Cuno schließlich Bischof von Regensburg wurde, hinterließ er seinem Nachfolger Abt Cuno II. (1126-1147) ein wohlbestelltes Kloster, das auch dessen Nachfolger Abt Nikolaus I. (1147-1173) noch voll in Zucht und Ordnung halten konnte, sodass sogar die charismatische Seherin Hildegard von Bingen mit den Mönchen einen Briefwechsel führte.

Quasi als Höhepunkt erfolgte im Jahre 1183 die Heiligsprechung des Gründers. Aus dem Kölner Erzbischof Anno II. war ein Heiliger geworden. 

Im 13. Jahrhundert erlosch der benediktinische Eifer und neue Reformzweige wie der Zisterzienserorden, aber auch ganz neue Bewegungen, wie die der Franziskaner und Dominikaner traten an seine Stelle und wurden prägend für das blühende Klosterleben des Mittelalters in ganz Europa. Die Siegburger Abtei trat, wie fast alle anderen Benediktiner-Klöster in die Entwicklung zum sogenannten "freiadeligen Stift" ein. 

Ein freiadeliges Stift

Vom 14. Jahrhundert an war Siegburg Adligenstift. Die Beobachtung der Regel ließ erheblich nach, das luxuriöse Leben der Kleriker war durch die Auswahl der Mitglieder vorbestimmt. Reformversuche wurden, die einzelne Äbte immer einmal wieder versuchten, wurden vom Konvent abgelehnt, der sich auf eine Mitgliedszahl unter 20 Stiftsherren einpendelte. 

Säkularisation und Auflösung

Durch den Reichsdeputationshauptschluss wurde 1803 die Anordnung Napoleons zur Aufhebung der Klöster umgesetzt. So vollzog sich auch in Siegburg die Säkularisation. Abt Johann Speyart von Woerden und seine Mitbrüder schickte man in Pension. Die Abteigebäude wurden zunächst als Kaserne benutzt, 1818 als Irrenanstalt und von 1878 an als Zuchthaus.

Der Neubeginn 1914

1914 begann ein neues Kapitel der benediktinischen Mönchsgeschichte in den Räumen der alten Abtei. Mönche aus dem niederländischen Merkelbeeck kamen nach langwierigen Verhandlungen mit der Regierung in Berlin nach Siegburg. In der Zeit der Weimarer Republik blühte erneut benediktinisches Leben auf dem Berg auf, das sein jähes Ende am 6. Mai 1941 fand. Die Gestapo hob hier, wie auch andernorts das Kloster auf.

Kriegszerstörung und Wiederaufbau

Am 28. Dezember 1944 fand der schwerste Bombenangriff des Zweiten Weltkriegs auf die Stadt Siegburg statt. Die Abtei auf dem Michaelsberg durch das Bombardement zu mehr als 80% zerstört.

Abt Ildefons Schulte Strathaus hatte, als er im Mai 1945 in sein zerstörtes Kloster zurückgekehrt war, seine Entscheidung ganz im Sinne des abteilichen Wahlspruches getroffen: „In der Hoffnung liegt unsere Stärke“. Er begann, zusammen mit seinen Mitbrüdern, den Wiederaufbau. Er wurde als „Abt mit der Schüppe in der Hand“ geradezu zum Symbol des Aufbauwillens nach den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs. 

Wieder blühte benediktinisches Leben auf, das aber mit der altersbedingten Resignation des großen Nachkriegsabtes von keinem der Nachfolger auch nur gehalten, geschweige denn in die moderne Zeit geführt werden konnte.

Das Ende

Am 8. November 2010 teilte der Konvent mit, dass die Abtei Michaelsberg aufgegeben werden würde. Gründe waren die mangelhafte finanzielle und personelle Situation der Abtei. 946 Jahre nach ihrer Gründung und vielen Jahrhunderten des benediktinischen Lebens auf dem Michaelsberg wurde das Kloster im Jahre 2011 aufgelöst und abgewickelt.