Köln, letztes Viertel 12. Jahrhundert, um 1180
Eichenholz, Kupfer und Bronzeguss vergoldet, Email, Porphyr grün
Beim Gregoriustragaltar handelt es sich sowohl um einen Reliquienkasten als auch um einen mobilen Altar, der auf stilisierten Drachenfüßen steht. Sein Name beruht auf einer heute verlorenen Inschrift. Die Wände des Kastens zieren emaillierte Darstellungen von 18 Figuren: die Könige David, Salomon und Ezechias (alle mit Krone) und weitere 15 Propheten des Alten Testaments. Die paarweise zugewandten Figuren stehen vor einem rechteckigen Rahmen im Hintergrund und halten Schriftrollen mit ihren Namen in einer Hand.
Der Deckel des Tragaltars wird von zwei lateinischen Inschriften gerahmt, die sich auf die Funktion des Tragaltars beziehen. Übersetzt bedeuten sie: „Was auf diesem materiellen Altar geschieht, wird vollendet auf dem geistigen Altar des Herzens. Unter verhüllter Gestalt wird die sichtbare Hostie geopfert. Die reine Hingabe des Geistes bringt sie dar auf dem Altar“ (außen) und: „Der Kreuzaltar Christi ist mit diesem Tisch vereinigt. Gebührend wird nämlich hier das Opfer des Lebens gefeiert. Auf ihm wird der Tugenden unzerstörbares Gebäude errichtet. Hier wird das Haus gebaut, das Gottes würdig ist“ (innen).
Zwischen den Inschriften sind umlaufend weibliche und männliche Heilige dargestellt: An den Längsseiten sind zwölf Apostel zwölf Bischöfen (darunter die Kölner Bischöfe Kunibert, Heribert, Bruno, Severin und Evergislus) gegenübergestellt. An den Schmalseiten stehen jeweils vier weibliche und männliche Märtyrer einander gegenüber, die in Köln und Siegburg besonders verehrt wurden.
Im Zentrum des Deckels befindet sich eine grüne Porphyrplatte, die von Szenen aus der Heilsgeschichte eingefasst wird. Links sind Verkündigung, Geburt, Anbetung Christi durch die Könige, Darbringung im Tempel und rechts Taufe, Fußwaschung, Kreuzigung und die drei Marien am leeren Grab gezeigt.
Der betont grafische Stil der Figuren und das dichte Ornament im Hintergrund sind typisch für die Goldschmiedekunst des Rhein-Maas-Gebietes und zeigen Parallelen zu mittelrheinischen Handschriften.