Das Bildprogramm lässt sich dank zweier Gemälde rekonstruieren (Vitrine 11, 14). Auf den Dachflächen waren Szenen aus dem Leben des Heiligen und Wundertaten dargestellt sowie die Stifter des Schreins. Auf den Seiten waren Kölner Bischöfe zu sehen und Heilige, deren Gebeine im Siegburger Schatz aufbewahrt werden. Die Darstellung des hl. Anno und des Siegburger Patrons Michael auf den Stirnseiten des Schreins sind ebenfalls verloren.
An den Ecken sind die vier Evangelistensymbole zu sehen. Sie werden von jeweils fünf Aposteln in den Zwickeln der Kleeblattbögen gerahmt. Die Figuren sind fast vollplastisch und lehnen sich aus ihren Nischen, die mit goldenen Ranken in blauem Email gestaltet sind. Bemerkenswert ist die Vielfalt der Muster und Motive, die in den Emails erscheinen.
Der Schrein wurde von Abt Gerhard (amt. 1174-1184/85) und einem Kustos Heinrich gestiftet, nachdem Erzbischof Anno II. im Jahr 1183 in Rom heiliggesprochen worden war. Beide Stifter waren auf dem Schrein dargestellt.
Sein Bildprogramm war somit auf die Siegburger Abtei mit ihrem heiliggesprochenen Gründer Anno und andere in Siegburg verehrte Heilige ausgerichtet, deren Reliquien in der Abtei aufbewahrt wurden. Heute fällt besonders die ausgewogene Architektur des Annoschreins auf. So treten die Vielfalt der Gestaltung der Säulen, die plastischen Kapitelle mit Tieren und Pflanzen, und die Email- und Filigranarbeiten in den Vordergrund. Einzigartig ist die Verwendung eines durchsichtigen Emails u.a. an den Säulen, das, bedingt durch den Materialuntergrund, violett erscheint.