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Annoschrein

Der Annoschrein

Werkstatt des Nikolaus von Verdun, Köln, um 1183

Eichenholz, Kupfer und Bronze vergoldet, Filigran, Email, Bergkristall, Edelsteine

Der Annoschrein ist das bedeutendste Objekt des Siegburger Kirchenschatzes. Angefertigt wurde der größte der Siegburger Schreine in der Werkstatt des Nikolaus von Verdun in Köln. Nikolaus von Verdun schuf 20 Jahre später den Dreikönigsschrein im Hohen Dom zu Köln.

Detail des Annoschreins

An den erhaltenen Figuren der Längsseiten lassen sich Unterschiede feststellen, die auf zwei Meister schließen lassen, die am Schrein tätig waren. Als Vorbild für die Figuren der Heiligen, Apostel und Propheten wurden u.a. antike Bildwerke genutzt. Besonders die Figuren in den Kämmen gehen auf antike Vorbilder (z.B. Merkur mit Hut) zurück und verweisen auf die lasterhafte heidnische Welt, die durch das Christentum überwunden wurde. Die Seiten des Schreins werden von jeweils sechs Kleeblattbögen gegliedert, die auf den Längsseiten von Doppelsäulen getragen werden. Die Dachflächen sind in jeweils fünf rechteckige Felder aufgeteilt.

Die getriebenen Reliefs der Dachflächen und die nahezu vollplastisch getriebenen sitzenden Figuren der Längsseiten sind seit Beginn des 19. Jahrhunderts verloren. An ihrer Stelle sind seit 1902 Bronzeplatten angebracht.

Gemälde des Anno-Schreins

Das Bildprogramm lässt sich dank zweier Gemälde rekonstruieren (Vitrine 11, 14). Auf den Dachflächen waren Szenen aus dem Leben des Heiligen und Wundertaten dargestellt sowie die Stifter des Schreins. Auf den Seiten waren Kölner Bischöfe zu sehen und Heilige, deren Gebeine im Siegburger Schatz aufbewahrt werden. Die Darstellung des hl. Anno und des Siegburger Patrons Michael auf den Stirnseiten des Schreins sind ebenfalls verloren.

An den Ecken sind die vier Evangelistensymbole zu sehen. Sie werden von jeweils fünf Aposteln in den Zwickeln der Kleeblattbögen gerahmt. Die Figuren sind fast vollplastisch und lehnen sich aus ihren Nischen, die mit goldenen Ranken in blauem Email gestaltet sind. Bemerkenswert ist die Vielfalt der Muster und Motive, die in den Emails erscheinen.

Der Schrein wurde von Abt Gerhard (amt. 1174-1184/85) und einem Kustos Heinrich gestiftet, nachdem Erzbischof Anno II. im Jahr 1183 in Rom heiliggesprochen worden war. Beide Stifter waren auf dem Schrein dargestellt.

Sein Bildprogramm war somit auf die Siegburger Abtei mit ihrem heiliggesprochenen Gründer Anno und andere in Siegburg verehrte Heilige ausgerichtet, deren Reliquien in der Abtei aufbewahrt wurden. Heute fällt besonders die ausgewogene Architektur des Annoschreins auf. So treten die Vielfalt der Gestaltung der Säulen, die plastischen Kapitelle mit Tieren und Pflanzen, und die Email- und Filigranarbeiten in den Vordergrund. Einzigartig ist die Verwendung eines durchsichtigen Emails u.a. an den Säulen, das, bedingt durch den Materialuntergrund, violett erscheint.

Liturgischer "Annokamm"

Schatzkammer Siegburg 06-07-2016 (8)

Löwenstoff

Schatzkammer Siegburg 06-07-2016 (105)

Prachtornat

Schatzkammer Siegburg 06-07-2016 (225)

Pallien

Pallium